Hat er gesagt. „Aber nicht auf dem Dreikönigstreffen der FDP!“
Hab ich gesagt: „Das war ein Versehen. Bei uns ist der Restmüll da, wo auch die gelben Säcke stehen. Und als der Westerwelle vorne gestanden ist, ist mir der Wurf-Arm ausgerutscht!“
Hat er mir nicht geglaubt. War auch gelogen. Aber ich hab mir gedacht, wenn jetzt wieder Tausende von Gift-Eiern zerdeppert werden müssen, dann kann man das doch wenigstens mit einem Statement verbinden. Gerade dem politischen Klima in Deutschland tut so ein Lebensmittelskandal doch gar nicht schlecht. Das gibt dem Bürger wieder Vertrauen in die Demokratie. Da kann die Politik endlich mal Handlungsfähigkeit beweisen. Bei der Finanzkrise kann man nicht einfach mal 10.000 Manager keulen.
Aber ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Irgendwie kommt auch gar kein richtiges Skandal-Gefühl auf. Dioxin – das ist irgendwie so unoriginell. Das war doch bald schon überall drinnen – im Gemüse, im Obst, im Öko-Geflügel… Langweilig! Ich steh’ mehr auf spektakuläre Schlagzeilen mit kryptisch anmutenden Abkürzungen, wie zum Beispiel: PEP, PPP, PCB oder VFB. Mein Lieblings-Lebensmittelskandal war 2008:
NIKOTIN IN EIERN!
Das klingt nach Rock ’n’ Roll: wild, gefährlich, mysteriös. Weil man sich fragt: Welcher Drecksack verkauft den Hühnern eigentlich die Kippen?
Irgendwie sind Lebensmittelskandale auch nicht mehr das, was sie mal waren. Während dem BSE-Skandal waren die Bürger noch so verunsichert, dass ein Leser der Rheinischen Post gefragt hat, ob er sich an seinem Rindsledersofa anstecken kann. Noch letztes Jahr hat der Kika-Kanal Miss Piggy von der Muppets-Show aus dem Programm genommen – wegen der Schweinegrippe. Was hat da für ein herrlicher Aktionismus getobt: Für 433 Millionen Euro hat die Bundesregierung damals Impfstoff gekauft. Wahnsinn! Ende November gab es kein Gramm Streusalz mehr, dafür 50 Millionen Impfdosen.
Aber die Schweinegrippe ist eigentlich gar kein Lebensmittelskandal. Wir werden ja nicht vom Verzehr von Schnitzeln krank. Das ist mit den Dioxin-Eiern anders. Vielleicht gehen wird deshalb cooler mit verseuchten Lebensmitteln um: Wir Deutsche wissen doch mittlerweile, dass wir Dreck fressen. Nach dem Gammelfleischskandal wurde als Sofortmaßnahme verordnet, dass Schlachtabfälle nur noch eingefärbt in den Handel gebracht werden dürfen. Witzig, weil ich mir eingebildet habe, dass die Cervelatwurst bei Aldi ihre natürliche Farbe so besitzt.
Sind wir mal ehrlich… Tief in uns drinnen sitzt ein kleiner Öko-Teufel der uns sagt: „20 Eier für 99 Cent. Da ist was faul – und nicht nur am Dotter!“ Überrascht es Sie wirklich, dass Dioxin-Hühnern die Abfallprodukte aus der Biodiesel-Herstellung verfüttert wurden? So ein Legebatterie-Rührei schmeckt doch auch nach Schmier-Fett! Möchte gar nicht wissen, was die Viecher sonst noch so zu Fressen bekommen… Was glauben Sie, was bei der Spritproduktion für Abfälle anfallen. Biodiesel wird ja wenigstens noch aus Soja und Mais hergestellt. Also, Dinge, die der liebe Gott ja irgendwann mal zum Verzehr vorgesehen hat. Bis moderner Erfindungsgeist darauf gekommen ist, dass man damit ja auch prima über die Autobahn heizen kann. Auch wenn viele sagen: Die Armen dieser Welt könnten den Mais besser gebrauchen. Das ist natürlich totaler Quatsch: Die Armen dieser Welt fahren ja gar kein Auto.
Ich will ganz offen sein. Ein Lebensmittelskandal ist die gerechte Strafe für unsere Konsum-Sünden. Da habe ich vielleicht auch dem Westerwelle unrecht getan. Deshalb: Eigelb über mein Haupt. Das nächste Dioxin-Ei zerschlage ich auf meinem Kopf.
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