Gestern hab ich in der Zeitung gelesen: „Nach Dioxin-Skandal nun Versorgungs- Engpässe mit Bio-Eiern“. Dass die Nachfrage von ökologischen Produkten steigt, war mir klar. Aber nicht, dass es so dramatisch kommen würde: Versorgungsengpässe! Vor meinem inneren Auge sah ich plötzlich kreisende UNO-Helikopter, die Säcke mit Trockenei über Bio-Krisenherde im Sauerland abwerfen. Aber alle wollen auf einmal Bio. Toxikologen haben zwar gerade ausgerechnet, dass die Mengen von gefunden Dioxin trotz Grenzwertüberschreitung so gering sind, dass man ein Omelette mit dem Durchmesser eines Saturnringes verzehren müsste, um sich einer ernsthaften Krebs-Gefahr auszusetzen.
30% Umsatzsteigerung schätzt die Bio-Branche… Ist ihnen schon mal aufgefallen: Die Bioladen-Besitzer sind immer die eigentlichen Profiteure von jedem Lebensmittelskandal. Würde mich nicht wundern, wenn da der ein oder andere Öko-Bauer nicht selbst zur Gift-Pipette gegriffen hätte. Wobei man sagen muss: Es gewinnen ja alle – auch die großen Handelsketten. Bei Lidl gibt es ja auch schon Bio. Die Produktion von glücklichen Hühnern ist offensichtlich auch für Discounter erschwinglich: Man muss nur die Mitarbeiter einpferchen und überwachen. Das steigert sogar den Genuss beim Fleischkauf, weil der Konsument weiß: Das Schwein, das hier geschlachtet wurde, ist auf jeden Fall besser dran wie die arme Sau da vorne an der Kasse.
Festzustellen gilt: Das Lidl-Bio ist natürlich nur EU-Bio, also trägt nur das EU-Bio-Siegel. Und das ist von allen 23 Millionen zumindest gefühlt existierenden Bio-Siegeln das Laxeste. Weil EU-Bio ist bezüglich der Bio-Standards natürlich nur ein Bio-Kompromiss aus allen 26 Bio-… äh, EU-Staaten. Und viele Tschechen, die ich kenne, haben ein eher entspanntes Verhältnis zur gesunden Ernährung. Die sagen: „Bio ist mir Wurst. Mein Obst landet eh im Destillierkolben und Gemüse ist in der slawischen Küche nur in homöopathischen Dosen als Beilage vorgesehen.“
Lidl-Bio ist Billig-Bio. So sieht es aus. Manche warnen ja schon vor der 3-Klassen-Bio-Gesellschaft:
1) Der Proletarier frisst Discount-Bio-Dreck vom Lidl.
2) Das Bürgertum isst Premium-Bio vom Bio-Laden.
3) Und der Großkapitalist schmaust Luxus-Exklusiv-Bio aus eigenem Anbau.
Da kommt nämlich der leibeigene Bio-Bauer persönlich vorbei und kackt seinen selbst produzierten Dünger direkt zwischen die Radieschenbeete auf dem Balkon.
Aber irgendwie muss ja diese riesige Bio-Nachfrage befriedigt werden. Wir Deutsche verbrauchen auch ohne Dioxin so viele Bio-Produkte, dass ein Großteil des Gemüses eingeflogen werden muss. Am Frankfurter Flughafen werden täglich 130 Tonnen Biogemüse umgeschlagen. Und wissen Sie, wo das Zeug herkommt? Aus China! Klar, da landet das Gift traditionell auch eher in der Babynahrung. China ist bezogen auf die Anbaufläche der Bio-Vizeweltmeister! Jetzt mal ehrlich: Bio-Gemüse aus China!?! Da vertraue ich eher Sexspielzeug aus dem Vatikan. Was meinen Sie?
hugin – 24. Juni 2011, 20:34 Uhr
Das hat sich ja jetzt erledigt. Schließlich war der böse EHEC-Erreger ja auch auf Biohöfen ^^