Buchankündigung: Philipp Webers aberwitzige Kochgeschichten

23. Dezember 2013, 13:07 Uhr

Ragout vom Mammut

Die ersten Zeugnisse menschlicher Kultur sind Gegenstände wie Messer, Speer und Axt, folglich alles Geräte, die dem Erwerb und der Zubereitung von Nahrung dienen. Denn bevor unsere Vorfahren höhere, kulturelle Leistungen vollbringen konnten, mussten sie erst einmal ihre unmittelbaren Bedürfnisse wie Hunger und Durst befriedigen. Und wer schon mal von seiner Frau mit knurrenden Magen zur Matthäus Passion gezerrt wurde, weiß sicher: Erst kommt das Fressen, dann der Choral. Doch durch die stete Verbesserung seiner Jagd- und Gar-Methoden hatte der Mensch irgendwann Zeit und Muse, sich bei vollem Magen im leuchtenden Schein eines prasselnden Feuers und mit dem Kohlestift in den fettigen Fingern den höheren Künsten zu widmen. Man könnte auch sagen: Das Paläolithikum war die durchaus gesegnete Zeit, in der technische Entwicklung und zivilisatorischer Fortschritt harmonisch Hand in Hand gingen. Heute herrscht, wie Theodor Riesenschmarrn Adorno und Max Murxheimer in ihrer Frankfurter Kochschule lehrten, die Dialektik der Aufwärmung. Der Mensch benutzt technische Errungenschaften primär zur Perfektionierung von Gewalt und zur Barbarisierung der Esskultur. 1945 wurde zum Beispiel der Mikrowellenherd erfunden, und wir wissen, welch schwerwiegenden Ereignisse in diesem Jahr die menschliche Zivilisation erschüttert haben: Hiroshima und die Geburt von Mireille Mathieu! Weiterlesen

777 Siegel

6. November 2013, 12:39 Uhr

777 Siegel

Die Redewendung „Das ist ein Buch mit sieben Siegeln“ findet im Allgemeinen Anwendung, wenn Menschen ihr absolutes Unverständnis gegenüber einer sehr komplexen Thematik ausdrücken wollen. Im Grunde bezieht sie sich auf die Offenbarung des Johannes. Dort bricht Christus die sieben Siegel einer Buchrolle und lässt die apokalyptischen Reiter auf die Menschheit los. Ich denke mir oft: Welchen Spaß hätte Jesus in einem deutschen Supermarkt. Denn das ist ein Ort nicht mit sieben, sondern mit über 777 Siegeln: Biosiegel, Gütesiegel, Fairtradesiegel, Prüfsiegel, Umwelt- und Herkunftssiegel und viele mehr…

Jede Milchtüte trägt heute mehr Buttons als der Anzug eines Formel-1-Fahrers. Es gibt alles: Ein „Zahnmännchen“ zeichnet Parodontose vereitelnde Süßigkeiten aus. Ein Vegetarier-Label erklärt die Pizza Vegetariana zur fleischfreien Zone. Ein Öko-Wein-Siegel garantiert, dass Ihre Leber biologisch und pestizidfrei nur vom Alkohol geschädigt wird. Alles kann man natürlich nicht haben. Wenn ein Halalsiegel versichert, dass dem Rind beim Schächten sauber die Kehle durchgeschnitten wurde, ist eine Auszeichnung durch den deutschen Tierschutzbund eher unwahrscheinlich. Manche Siegel wirken auf den ersten Blick ein bisschen befremdlich: Kartoffelknödel mit „100 Prozent deutschen Kartoffeln“. Da will man zum Kochen gleich die Pickelhaube aufsetzen. Ich bin auch für regionale Produkte, aber man muss seinen protektionistischen Patriotismus nicht so in die Welt hinausposaunen. Wir wollen doch nicht, dass das Projekt Europa an Kartoffelknödeln scheitert. Weiterlesen

WG-Leben: Der Kühlschrank des Grauens

18. September 2013, 20:04 Uhr

© www.designee.de

© www.designee.de

Beim Schreiben für mein neues Programm „DURST – Warten auf Merlot“ fiel mir dieses Fundstück aus meiner WG-Zeit zwischen untergeordneten Unterordnern meiner Festplatte in die Finger: „Der Kühlschrank des Grauens“. Meiner ehemaligen WG zur Erinnerung – und künftigen Wohngemeinschaften zu Mahnung!

Wir wussten alle: Es war Wahnsinn, was sich Jörg vorgenommen hatte. Ich persönlich hatte nicht geglaubt, dass er es wirklich tun würde. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht wahrhaben. Aber wie Jörg an diesem Abend in der Küche stand mit diesem entschlossenen, undurchdringlichen Gesichtsausdruck, dem Putzlumpen in der Linken und den Eimer in der Rechten, da wusste ich es: Dieser Mann macht Ernst. Birgit war den Tränen nahe und zog hektisch mit feucht glänzenden Augen an ihrer Zigarette. „Scheiße, Jörg“, fuhr sie ihn an, „musst du denn immer den Helden spielen?“

Doch unser Mitbewohner war schon in einer anderen Welt. Er drehte uns den Rücken zu und tastete sich wie auf dünnem Eis zu dem beige-gelblich schimmernden Kasten vor, der höhnisch und bösartig zu uns herüber zu grinsen schien. Den Stecker hatte Jörg schon vor Stunden aus der mit Ravioli-Sauce verkrusteten Steckdose gezogen und mittlerweile begann sich langsam, eine schmierige, urinfarbige Pfütze auf dem Vinylboden zu bilden. Wie ein Sumoringer baute Jörg sich vor seinem Gegner auf: dem Kühlschrank. Weiterlesen

Klon-Schnitzel und Läuse-Hack: Unser Fleisch und seine Zukunftsperspektiven

14. August 2013, 13:07 Uhr

Zukunft des Fleisches

© Inka Meyer, designee.de

Die moderne Fleischproduktion stellt in vielerlei Hinsicht ein großes ökologisches und ethisches Problem dar. Dieses Faktum ist allgemein bekannt. Forscher versuchen deshalb seit einigen Jahren sehr eifrig, eine saubere Alternative zum herkömmlichen Fleischkonsum zu finden. Die einfachste Lösung wäre selbstverständlich, wenn wir Steaks wie Pilzkulturen in der Petrischale züchten könnten. Das würde natürliche Ressourcen schonen, und kein Tier müsste mehr sterben. Tatsächlich berichtete der Spiegel schon 2001 von dem Dermatologen Wiete Westerhof an der Universität Amsterdam, der an einem Verfahren zur Herstellung von Kunstfleisch aus tierischen Stammzellen forschte. Kurz darauf arbeiteten weltweit über zwanzig Labors fieberhaft am Schnitzel aus der Retorte. Schließlich verkündete ein gewisser Mark Post, ebenfalls Niederländer, Ende 2012, das erste Stück Kunstfleisch öffentlich zu grillen. Der Mann ist übrigens auch Mediziner. Ich weiß nicht, warum holländische Ärzte versuchen, ihr Einkommen mit Science-Fiction-Metzgerei aufzubessern, doch offensichtlich scheint das niederländische Gesundheitssystem in einer tiefen Krise zu stecken.

Um die Muskelfasern kaufertig zu bekommen, muss das Kunstfleisch übrigens mit kleinen Stromschlägen immer wieder zur Kontraktion gebracht, also quasi vor dem Verzehr trainiert werden. Das erinnert mich ein bisschen an Doktor Frankenstein. Hat der nicht auch mit Antennen auf dem Dach Blitze aus Gewitterwolken gefischt und damit toten Körperteilen Leben eingehaucht? Wer weiß, vielleicht springt irgendwann mal eine ganze Kuh aus dem Reagenzglas. Was natürlich nicht Sinn der Geschichte ist, denn die müssten wir dann auch wieder schlachten. Weiterlesen

worlds of food-Interview – Essen kann jeder!

16. Juli 2013, 18:47 Uhr

Buch: Essen kann jeder!

Buch: Essen kann jeder!

worlds of food: Philipp, was steckt hinter deinem Buch „Essen kann jeder”?
Philipp Weber: Ich habe mich jetzt schon länger mit dem Thema Ernährung befasst. Ich habe gelernt, wie die Lebensmittelindustrie dem Verbraucher Angst machen will. Mit dieser Angst will sie dann Geld verdienen, respektive verdient sie damit jede Menge Geld. Und da möchte ich ein wenig aufklären, den Leuten zeigen, wie sie von der Industrie veräppelt werden. Und da ich ja nun mal Kabarettist bin, nutze ich den Humor als didaktisches Mittel.

worlds of food: Wie machst du das, wie ist das Buch aufgebaut?
Philipp Weber: Wie ein Gang durch den Supermarkt. So fängt auch das erste Kapitel an. Ich sage zu meiner Mitbewohnerin: Bevor wir jetzt einkaufen gehen, gehen wir erst mal essen, lass uns doch zur Pommes Bude gehen.

worlds of food: Das klingt jetzt nicht gerade gesund…
Philipp Weber: Das ist richtig, aber die Idee dahinter ist, dass man ja nie hungrig einkaufen gehen soll. Dann muss man hinterher auch nicht so viel wegwerfen. Schon sind wir beim ersten Punkt, der Lebensmittelverschwendung. Und eine Portion Pommes hin und wieder schadet ja auch nicht. So geht es dann Schritt für Schritt durch den Supermarkt. Da kommen Gentechnik, Esskultur, das sogenannte Fletschern, die Hungerproblematik und einiges mehr ins Spiel. Weiterlesen

Ich bin wieder da!

9. Juli 2013, 09:10 Uhr

Ich bin wieder auf facebook vertreten. Freunde, Bekannte und selbst engste Verwandte liegen mir seit Wochen in den Ohren: „Philipp, warum bist du nicht mehr auf facebook? Dann wüsste man, was du machst… und so!“

Diese Sehnsucht rührt mich zutiefst. Da sind schließlich Menschen dabei, mit denen ich fast täglich telefoniere. Und weil meine facebook-Abstinenz niemals ideologisch motiviert war, so dass man gar auf eine asoziale Einstellung gegenüber Netzwerken schließen könnte, sondern diese vorübergehende Abwesenheit aus völlig anderen, nicht zu vertiefenden Gründen geschah, habe ich mich entschlossen: Ich trete der digitale Gemeinschaft wieder bei.

Außerdem habe ich mir gedacht, dass das genau der richtige Zeitpunkt ist: Ich möchte meinen Bekanntheitsgrad auch auf das Ausland erweitern. Die Jungs, die diese Zeilen im Pentagon lesen, schicken vielleicht ein paar Leute vorbei, sobald ich das nächste Mal wieder in Washington spiele.

Deshalb, liebe blog-Leserinnen und blog-Leser, wenn Ihr auch facebookerinnen und facebooker seid, so linkt Euch bei mir ein, zum lustigen Ringelreihen.
www.facebook.com/PhilippWeber.Kabarettist

Dann mal Gläser hoch und… POST!

Euer Philipp

PS: Ein großes Dankeschön für Eure mittlerweile 66.000 Likes und 1800 Tweets auf den Artikel Müll hat einen Namen!

RADIO-FEATURE: Anbei gibt’s noch zwei neue Sketche mit meinen Kollegen vom Zwangsensemble Claus von Wagner und Mathias Tretter sowie ein Garderobengespräch mit Bayern2-Moderator Thomas Koppelt. Mehr vom Salzburger Stier zum Nachhören auf www.br.de | Foto: Simon Büttner | Facebook-Icon: Inka Meyer

Dienstag, 2. Juli im Vereinsheim München: Buchpräsentation

20. Juni 2013, 15:15 Uhr

WG-Zeit in Tübingen ©designee.de

An den Essgewohntheiten meiner Freunde erkenne ich: Die unbeschwerte Zeit der Jugend ist vorbei. Im Grunde ist die Tatsache, dass wir uns heute überhaupt Gedanken über die eigene Ernährung machen, ein Zeichen des Älterwerdens. Noch während meines Studiums war mir das Thema Essen – vorsichtig formuliert – völlig wurscht. Ich lebte damals in einer WG mit meiner alten Freundin Sanne. Wochenlang gab es bei uns nur zwei Gerichte: Spaghetti mit Tomatensauce und Toastbrot mit Nutella. Vitamine, Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren waren für uns Propagandalügen der Gesundheitsmafia. Unser Gral: die Mikrowelle. Wir aßen noch Mikrowellen-Gerichte, da war das Gerät schon zwei Jahre lang kaputt.
>>> Ein Auszug aus dem Vorwort aus Essen kann Jeder! von Philipp Weber
Buchpräsentation am Dienstag, den 2. Juli im Vereinsheim München
Moderation: Achim Bogdahn, Bayerischer Rundfunk

HÖREN: Im Supermarkt mit Philipp Weber
Ein Beitrag von Thomas Koppelt, Bayerischer Rundfunk

Buchtipp: Essen kann jeder!

28. Mai 2013, 10:06 Uhr

STRENG VERDAULICH!

Es ist da: Mein erstes Buch! Noch schmerzen meine Fingerkuppen. Noch fühlt sich mein Hirn leer und pelzig an. Aber es ist geschafft: Mein schwacher Geist hat ein Kind hervorgebracht! Und wie jeder frischgeborene Vater bin ich natürlich schweinestolz. Mögest du, oh mein Erstgeschriebenes, viele Menschen erreichen, Freude in die Herzen sähen und unerträglich viel Zaster in die Taschen deines armen, alten Erzeugers spülen. Ich wünsche dir viel Glück im grausamen und unerbittlichen Dschungel, der sich deutscher Buchhandel nennt. Und Ihr, liebe Leser, lasst dieses frisch gedruckte Geschöpf nicht zu lange in den Auslagen frieren und darben. Und kauft. Bitte, kauft. Ja, Mutter, du bekommst eins geschenkt… Hier geht’s zum Pressetext: Weiterlesen

Salzburger Stier LIVE: 3. Mai, 20 Uhr, Bayern2

2. Mai 2013, 10:32 Uhr

ERÖFFNUNGSGALA SALZBURGER STIER 2013
Mit Georg Ringsgwandl & Band und dem Ersten Deutschen Zwangsensemble (Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber). Durch den Abend führt der Kabarettist, Musiker, Kolumnist und „quer“-Moderator Christoph Süß.

ANKÜNDIGUNG: „Als Solokünstler gehören Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber zum Besten, was das junge Kabarett zu bieten hat. Zu dritt, als Erstes Deutsches Zwangsensemble, begeistern sie mit einer zündenden Mischung aus intelligentem Politkabarett und komödiantischer Leidenschaft. Dabei beschäftigen sie sich nicht nur mit den tagespolitischen Verwerfungen, sondern auch mit den komplexen Zusammenhängen, die sich dahinter verbergen. Was die drei besonders auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, auch zu schwierigen Themen urkomische Bilder und treffsichere Sketche zu entwickeln, mit denen sie bisweilen in schmerzhafte Tiefen vordringen. Dafür wurde die bayerische Boygroup unter anderem 2007 mit dem ‚Salzburger Stier‘ geehrt.“

Freitag, den 3. Mai, LIVE auf Bayern2 von 20 bis 23 Uhr.
Ab 14.05 Uhr gibt’s auf „radioSpitzen“ bereits das Warm-up: Höhepunkte aus der Geschichte des internationalen Radio-Kabarettpreises. Mehr auf: www.br.de

Weitere Sendetermine der Radiosender Deutschlandfunk, HR2, mdr figaro, ORF1, Rai Bozen, SR2, SWR2, WDR5 und Radio1 unter: www.salzburgerstier.org

Philipp zu Gast bei Sat1 „weckup“

24. April 2013, 20:44 Uhr

Gutes Essen – preiswert und sicher! Das war eines der Themen in weckup im April. Für alle, die wie ich sonntags um 8 Uhr früh noch im Bett liegen, gibt’s den Beitrag zum Nachschauen.